Warum ich im RAW-Format + JPEG fotografiere

Verbessertes RAW-Foto: Korrigierter Weißabgleich und erhöhter Mikrokontrast im Himmel (DXO PhotoLab 3)

Seit einigen Jahren fotografiere ich im RAW-Format. Im Folgenden möchte ich die Vor- und Nachteile des RAW-Formats erläutern und erklären, warum für mich die Vorteile überwiegen.

Aus praktischen Gründen fotografiere ich mit der Kombination von RAW-Format und JPEG gleichzeitig. Die Gründe erläutere ich am Schluss des Artikels.

1. Vorteil RAW: Vollständige Daten der Aufnahme bleiben erhalten

Stellt man zum Fotografieren in der Kamera das RAW-Format ein, werden die Daten die der Sensor während der Aufnahme erzeugt direkt in eine Datei geschrieben. Dabei findet nur noch eine minimale Bearbeitung der Daten statt. Die Kamerahersteller speichern die Daten in eigenen Formaten, die deshalb unterschiedliche Endungen haben. Einige Beispiele:

HerstellerDateiformat bzw. Dateierweiterung
Canon.CRW
Nikon.NEF
Sony.ARW
Panasonic.RW2

Eine vollständigere Liste der Dateierweiterungen finden Sie in der Wikipedia im Eintrag über das Rohdatenformat.

Werden die Daten des Sonsors von der Kamera direkt in eine JPEG-Datei umgewandelt, werden etliche Entscheidungen direkt getroffen: die Objektivfehler werden korrigiert, der Weißabgleich festgelegt und etliche Optionen der Kamera für Farben und Schärfe werden auf das Foto angewendet. Im Ergebnis erhalten Sie ein fertig entwickeltes Foto, an dem Sie vieles nur noch unter großen Qualitätsverlusten verändern können.

Für einen ambitionierten Fotografen ist die Wahl eindeutig: RAW.

Original JPEG-Datei

2. Vorteil von RAW: Größerer Kontrastumfang

Das RAW-Format enthält einen größeren Belichtungsspielraum als die fertige JPEG-Datei. Im JPEG-Format lassen sich diese Informationen nicht speichern. Diesen Vorteil sehen Sie, wenn Sie eine RAW-Datei in einem RAW-Konverter entwickeln. Sie können tatsächlich in den Lichtern und Schatten noch Zeichnung wiederherstellen, wenn im JPEG schon alles verloren ist.

Als ich anfing mit RAW-Dateien zu arbeiten, war ich besonders von den weitreichenden Bearbeitungsmöglichkeiten begeistert: der Weißabglich ließ sich korrigieren, die Belichtung korrigieren sowie die Lichter und Schatten wieder hervorholen. Mit einmal führte die Bildverarbeitung zu einer Verbesserung des Fotos und nicht – wie allzu häufig bei JPEG – zu einer Verschlimmbesserung des Fotos.

Aufnahme im RAW-Format mit Blaustich

3. Nachteil von RAW: Größere Dateien

Ein oft beklagter Nachteil des RAW-Formats sind die größeren Dateien, also die geringere Zahl an Fotos, die auf eine Speicherkarte passen. Das ist natürlich eine direkte Folge, der Tatsache, dass in den RAW-Dateien wesentlich mehr Informationen enthalten sind.

Dieser Nachteil ist aber in den letzten Jahren immer unerheblicher geworden, da die Größe der Speicherkarten im Verhältnis zur Größe der Dateien deutlich stärker gestiegen ist.

Beispiel:
Bei meiner Sony Alpha 6000 liegt die Größe der RAW-Dateien immer etwas über 24 MB, aber unter 25 MB. Eine Speicherkarte mit 32 GB kann also circa 1310 Aufnahmen speichern.

Verbessertes RAW-Foto: Korrigierter Weißabgleich und erhöhter Mikrokontrast im Himmel (DXO PhotoLab 3)

4. Nachteil von RAW: Es wird zusätzliche Software benötigt

Um die RAW-Daten auf dem PC bearbeiten zu können, benötigt man zusätzlich einen RAW-Konverter. Das ist ein Programm, das die Dateien bearbeiten kann und später in ein Ausgabeformat wie JPEG umwandelt.

Einige Hersteller bieten für Ihre Kameras kostenlose Programme an. Es gibt auch Open-Source-Programme für die RAW-Bearbeitung, wie darktable und RawTherapee . Um schnell hochwertige Ergebnisse zu erzielen, lohnt es sich, ein kostenpflichtiges Programmen zu verwenden, wie Adobe Lightroom, DxO Photo Lab oder Capture One.

Die Nachbearbeitung in einem RAW-Konverter kostet zusätzliche Zeit. Die besseren Ergebnisse sind mir allerdings allemal den Aufwand wert. Um den Arbeitsaufwand zu reduzieren, nutze ich zuerst die Bibliotheksfunktionen der Software, um eine Auswahl der Fotos zu treffen und nur die gelungenen Fotos nachzubearbeiten. Die Nachbearbeitung ist anfänglich zeitaufwändig, aber mit der Zeit profitiert man deutlich von der gesammelten Erfahrung.

Meistens arbeite ich mit Adobe Lightroom, probiere aber des Öfteren auch andere Programme aus. Übrigens finde ich die Arbeit mit RAW-Konverter sehr entspannend. Wenn ich Zeit habe, experimentiere ich gerne mit den Möglichkeiten zur Veränderung meiner Fotos.

5. RAW + JPEG: das Beste aus beiden Welten

Aus meiner Sicht bleibt ein Nachteil beim Fotografieren mit RAW übrig. Will man schnell ein paar Fotos weitergeben oder auf einem Gerät mit eingeschränkten Fähigkeiten (z.B. Fernseher) wiedergeben, muss man die Fotos erstmal in JPEG umwandeln. Da ich unterwegs nicht immer ein Notebook mit RAW-Konverter dabeihabe, finde ich das problematisch. Besonders gravierend finde ich es bei Urlaubsreisen.

Deshalb habe ich mich ziemlich schnell nach meinen ersten Schritten mit RAW entschlossen, die Kamera auf RAW + JPEG einzustellen. Den zusätzlichen Speicherverlust finde ich verkraftbar. Der Komfortgewinn ist enorm: ich kann die Fotos gleich weitergeben oder auf einem Fernseher vorführen.

Beispiel:
Bei meiner Sony Alpha 6000 benötigen die JPEG-Dateien im Schnitt 7 MB. Bei RAW + JPEG benötige ich folglich 25 MB + 7 MB Speicher pro Foto. Eine Speicherkarte mit 32 GB kann also circka 1024 Aufnahmen in RAW + JPEG speichern.

Würde es mit dem Speicherplatz mal knapp werden, würde ich mit hundertprozentiger Sicherheit die JPEGs opfern. 🙂

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